3. Fragen an … Mara von MIR ZUR FEIER

Wir wollen natürlich auch mal neue Bands kennenlernen, und Musiker über ihre persönlichen Erfahrungen ausfragen. Darum haben wir Frontfrau Mara von MIR ZUR FEIER mal drei Fragen gestellt. Wer die Band nicht kennt, checkt mal ihren YOUTUBE-Kanal.

1. MIR ZUR FEIER vertonen Texte von Rilke mit Death Metal. Wieso Rilke?

Als ich Rilke mit 15 entdeckt habe war das für mich ein bisschen wie eine Offenbarung. Viele seiner Texte sind wie gemacht dafür, nicht vorgelesen oder gesprochen, sondern geschrien zu werden. Da steckt eine ungemeine Wucht hinter den Worten. Ich habe dann eine CD vom „Rilke-Projekt“ von Schönherz und Fleer geschenkt bekommen, die vertonen ebenfalls Texte von ihm, meistens gesprochen von irgendwelchen bekannten Schauspielern. Die Idee fand ich großartig, mich hat dabei nur sehr genervt, dass sie fast ausschließlich die „schönen“, zum Teil sogar eher kitschigen Gedichte genommen haben, was letzten Endes aber nur ein Bruchteil seines Werkes ist. Ja und so kam es, dass ich mir in den Kopf gesetzt habe Rilke mit Death Metal zu verbinden. Zum Glück konnte ich dann die Jungs damals von der Idee überzeugen als wir die Band gegründet habe.

2. Am 22. März nehmt ihr an den „FEMME Battles“ teil, einem
internationalen Bandcontest für „Female Fronted Metal“. Wie erlebst Du,
Mara, als Frontfrau im Death Metal die Szene und ist „Female Fronted“
tatsächlich ein eigenes (Sub-)Genre?

Prinzipiell wird es natürlich niemanden überraschen, wenn ich sage, dass du als Frau im Metal erstmal schief angeguckt wirst. Das merkt man alleine daran, dass ich ständig im Backstage für die Freundin von irgendeinem anderen Musiker gehalten werde. Wobei ich da auch sagen muss, dass mir das teilweise genauso geht, wo ich dann auch überrascht bin, wenn ich feststelle, dass da eine Frau auf der Bühne steht und z.B. Bass spielt. Ausgenommen natürlich die ganze Gothic und Symphonic Metal Schiene, wo vorne dann eine gutaussehende Frau mit langen Haaren steht, die eine Korsage trägt und mit Engelsstimme singt. Da tut sich aber zum Glück einiges, dass auch in den anderen Sparten immer mehr Frauen vertreten sind. Trotzdem wirst du nach wie vor anders bewertet als deine männlichen Kollegen, insbesondere was dein Outfit oder eben auch deine Figur angeht. Nitte Valo ist z.B. eine unfassbar gute Metalsängerin, grandiose Stimme, aber entspricht eben nicht dem Klischee der schlanken Blondine, die den nietenbesetzten Leder-BH trägt. Und dann stehen da echt Kommentare unter den Youtubevideos ihrer Band, wo Leute schreiben, dass der Song ja geil ist, sie aber das Video nicht weiter gucken konnten wegen der fetten Sängerin. Ich mein, sorry, aber es ist ja nun nicht so, als wenn es im Metal nur äußerst gutaussehende und durchtrainierte Männer geben würde… Das ist dann halt schon frustrierend, wenn man als Frau sich den Arsch abarbeitet um seine Stimme oder welches Instrument man eben spielt immer weiter auszubauen und eine gute Show abzuliefern und danach wird dir gesagt, dass du aber im Vergleich zum Pressefoto abgenommen hast, wie es mir bei einem unserer letzten Gigs passiert ist. Da bist du erstmal sprachlos. Der Vorteil als Frau liegt allerdings darin, dass nahezu jeder dann total überrascht ist, dass ich ja „wie ein Kerl“ brüllen kann und man dadurch halt eben auch auffällt. Das sind eben die zwei Seiten der Medaille: Du fällst mehr auf, aber du wirst auch immer etwas kritisch beäugt.
Wenn man den Standpunkt vertritt, dass Subgenres einer Musikrichtung eben musikalische Unterarten sind, ist natürlich „female fronted Metal“ ziemlicher Schwachsinn. Das sieht man z.B. bei den Line-ups solcher Veranstaltungen wie eben das FEMME in Holland, da sind sämtliche Spielarten des Metals vertreten, die einzige Überschneidung ist das Geschlecht der Person vorne am Mikro. Das ist eigentlich schon ziemlich schräg. Andererseits ist es gerade im Metal ja auch so, dass solche „Genrebezeichnungen“ manchmal eben eher auf bestimmte Attribute der Band hinweisen, wie ihre Kleidung oder die Thematik ihrer Texte (wir wurden z.B. schon mal als „Lyrical Metal“ angekündigt). Und da es eben ungewöhnlich ist, eine schreiende Frau an der Front zu haben, kann man dieses Attribut natürlich hervorheben, indem man das „female fronted“ davorsetzt. Wir machen das nicht, aber alleine auch schon deswegen, weil diese ewig langen Aneinanderreihungen von Adjektiven vor dem Wort „Metal“ halt auch einfach etwas nervig sind.

3. Anfang 2017 erschien Eure EP „Ein Streifen Wirklichkeit“. Wann dürfen
wir auf neues Material von euch hoffen und was sind Eure Pläne für das
noch junge Jahr 2018?

Der heroische Plan sieht vor, dass wir im Sommer ins Studio gehen und endlich unser erstes Album aufnehmen werden. Bis dahin heißt es noch fleißig an neuem Material schreiben. Und wer weiß, vielleicht schaffen wir es ja tatsächlich bis nach Holland auf’s FEMME. Das wäre auf jeden Fall ein Traum. Wer also am 22.3. noch nichts vorhat: Kommt ins Pitcher nach Düsseldorf und unterstützt uns! 😊

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